Bei großen Hits tanzten Zuhörer sogar mit
Auftritt: Musikzug Laurissa spielt sich mit seinem Jahreskonzert in die Herzen des Publikums / Vielseitiges Repertoire in der Nibelungenhalle
Ein Föhn bläst, der Stabmixer surrt und der Staubsauger brummt. Am Samstag waren diese bekannten Geräusche nicht mit Pflicht verbunden, sondern mit einer Menge Spaß. Beim Jahreskonzert des Musikzugs Laurissa Lorsch hatten Föhn, Mixer und Staubsauger nämlich einen Solopart.
Hiram Power lieferte mit der Anleitung zum Musizieren für Hausbesitzer Idee und Musik zu dem außergewöhnlichen Stück "Homeowners Guide to Making Music", das das Jugendorchester unter Leitung von Steffen Petry in der gut besuchten Nibelungenhalle zum Besten gab.
Jugend mit witziger Geräte-Musik
Die rhythmisch beschwingte Orchester-Musik wurde vom Blasen, Surren und Brummen der Geräte ergänzt - eine Überraschung, die für viele Lacher sorgte und die Forderung nach einer Zugabe bestärkte. Schließlich hatte das Jugendorchester wieder bewiesen, dass es in verschiedenen Zeiten und musikalischen Stilrichtungen zu Hause ist. Neben der Haushalts-Musik, spielten die Jugendlichen die 1928 entstandene weltbekannte Komposition "Boléro" von Maurice Ravel. Auch die Titelmelodie der amerikanischen Fernsehserie "Mission Impossible" aus den 60er Jahren sowie "Los" von der deutschen Rockband "Rammstein" spielten die Musiker mit Bravour.
Christiane Pause moderierte
Was das Ausbildungsorchester im Kleinen darbot, hielt anschließend auch der Musikzug Laurissa unter Werner Held: ein anspruchsvolles und vielseitiges Programm, bei dem Moderatorin Christiane Pause dem Publikum stets den Kontext erklärte.
So schilderte sie, dass "Clavenitos" ein Traditionsständchen sei, das heute gesungen wird, um Damen zu umwerben. Im Spanien des 13. Jahrhunderts habe es jedoch einen anderen Grund gehabt. "Der Adel schickte seine Söhne auf die Universität, standesgemäß mit einem Diener.
Nur hatte dieser weder Geld noch Lebensmittel, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Also ging er singen. Mit einem Holzlöffel und einer Holzgabel im Ärmel seines Umhangs, die er für die Essengabe nur noch herausnehmen musste," erklärte Pause den Ursprung der "La Tuna-Tradition", die später die Studenten weiterführten, um Geld für ihr Studium zu verdienen.
Mit "Pilgrims Chapel" wurden die Gäste anschließend auf eine Pilgertour zur Wallfahrtskirche mit Blick auf die Burg Hohenzollern eingeladen. Vom Aufstieg am frühen Morgen über Ruhe und Gebet am Wallfahrtsort und eine gemeinsame Vesper veranschaulichte das Stück die verschiedenen Phasen des Weges. Ebenfalls ein religiöses Thema griff das Orchester mit dem Medley aus dem Musical "Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat" auf.
Tom Jones sorgt für Stimmung
Diese biblische Geschichte machte es dem Publikum in der Nibelungenhalle schwer, nicht wenigstens mit dem Fuß im Takt zu wippen. Spätestens bei den großen Hits von Simon & Garfunkel "Sound of Silence", "Mrs. Robinson" und "Bridge Over Trouble Water" und den "Top Hits forever" von Tom Jones, Christie und Sailor wurde auf einigen Plätzen getanzt.
Geleitet von der Musik der Laurissa machten die Gäste des Konzerts Abstecher in verschiedene Gegenden Europas, erfuhren von Geschichten, Mythen und Nationalgefühlen und der ein oder andere mag sich gefragt haben, wohin die zwei Stunden des Konzerts so schnell verflogen sind.
Mit Hymnen um die halbe Welt
Zwischen der Freiheitssymphonie "Finlandia" von Jean Sibelius, dem "Land of Hope and Glory" und der "Slawischen Fantasie", die mit einem Solo von Silke Horlebein nach Osteuropa führte und sowohl weite Landschaften und schwere Arbeit als auch bunte Feste widerspielgelte, verging der Abend fast unmerklich.
Noch ein kurzer Abstecher mit "Monumenta Hohenbergica" in den Zollernalbkreis und schon war vom Abschiedslied die Rede. Hier hatte der Musikzug Laurissa aber noch eine Überraschung in der Hinterhand: Die heimliche Tiroler Landeshymne "Dem Land Tirol die Treue" des Volksmusikexperten Florian Pedarnig.
Überraschung aus Tirol
Sie wurde nicht nur instrumental vorgetragen. Plötzlich stellten sich alle Musiker auf und besangen die Regionen Tirols: "Weil du so schön bist mein Tiroler Land".
Der Musikzug Laurissa hat geschafft, was er mit seinem Jahreskonzert will: Mit der Musik die Herzen ansprechen. Denn wäre das nicht der Fall, hätte das Publikum sicher nicht drei Mal um Zugabe gebeten. ho
© Bergsträßer Anzeiger 14. November 2011
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