Musikzug Laurissa Lorsch 1963

Spaß und schöne Töne

Artikel zum Jahreskonzert 2018 aus dem Bergsträßer Anzeiger

Es war ein brillanter Abend für den Musikzugs Laurissa Lorsch und seine Zuhörerschaft am Samstag in der Nibelungenhalle. Zum 21. Jahreskonzert brachten die Musiker und ihr Dirigent Quentin Malchaire mit Ernie Hammes eine international renommierte Jazz-Größe nach Lorsch auf die Bühne. Das Konzert war ein Unikat, das begeisterte. Musikliebhaber und Fans der Laurissa, die es gerne kurzweilig mögen, kamen voll auf ihre Kosten.
 
Quentin Malchaire und seine rund 35 Musiker machten sich musikalisch betrachtet auf zu neuen Ufern: „Als ich mit meinem Dirigat im Sommer des vergangenen Jahres in Lorsch anfing, versprach ich, dass wir mit prominenten Musikern zusammenarbeiten werden“, sagt Malchaire. So manches Konzertschmankerl kam dabei heraus. „Ein gutes Blasorchester sollte alles einmal ausprobieren, um mitzureden. Meine Musiker sollten mit Jazz und Swing in Berührung kommen. Das ist eigentlich kein riesiger Spagat, denn im Genre Polka ist bereits sehr viel tänzerischer Swing mit großem Spannungsbogen enthalten und festgeschrieben“, sagt Malchaire. Unter dem Publikum waren neben treuen Stammhörern viele neue und junge Zuhörer zu finden.
 
Konzertantes muss zum Auftakt sein: Mit „Festiva Jubilose“ des japanischen Komponisten und Arrangeurs Naoya Wada kamen bereits die musikalisch reichhaltige Palette und die Vielschichtigkeit der Musiker zum Ausdruck. Sie zog sich durch das gesamte Programm. Das Blechblasorchester hatte hörbar Spaß, war gut aufgelegt bei der Sache. Temperamentvoll
wurde es mit den vier Zigeunertänzen aus „Puszta” des Niederländers Jan Van der Roost.
 
Christiane Pause, die seit 20 Jahren regelmäßig das Mikrofon beim Konzertabend der Laurissa ergreift, musste diesmal krankheitsbedingt absagen. Quentin Malchaire und Philipp Dickler führten mit viel Witz und luxemburgischem Charme durch das zweistündige Konzertprogramm.
 
Durchaus kniffelig ist der Rhythmus in dem Stück „A tribute to Harry James” im Arrangement von Naohiro Iwai. Der Luxemburger Star-Trompeter Ernie Hammes zeigte sich von seiner vitalsten Seite. Schon im ersten Solo biss sich die Leadtrompete mit ungetrübter Tonreinheit durch. Dafür gab es ein anerkennendes „Wow“ aus den Zuhörer-Reihen unter viel Applaus.
 
Weiter ging es mit der „Mozart Pop Symphony”, arrangiert von Toshihiko Sahashi. Die tiefen Töne aus der Tuba, den Trompeten und den Saxofonen kamen im Hintergrund aus der Deckung und zeigten, wie eigenständig und vielseitig diese Instrumente eingesetzt werden können.
 
Die „Liverpool Sound Collection” mit den 60er Jahre Hits „The House of the rising sun”, „A world without love” und „Don’t let me be misunderstood” leitete die Pause ein. Es entwickelte sich ein zarter Big Band-Sound.
 
Den zweiten Block eröffnete die Laurissa mit einem Medley „The best of Henry Mancini”, darunter „Pink Panther“ mit behutsamen Swing. Fast schon zu einer Schmusenummer avancierte der nachfolgende moderne Tango „Oblivion” mit Ernie Hammes als Solist, versunken in schwierige Tastenpassagen seines Trompetenspieles.
 
Im Balu-Kostüm auf der Bühne
Das Programm verlangte schwindelfreie Ohren. Es folgte Bekanntes aus Disneys „Jungle Book“ – im Kostüm des Bären Balu spazierte der elf-jährige Korbinian Pause durch die Musikerreihen. In dem Stück „Concerto for trumpet“ begab sich der Solotrompeter Hammes in einen grandiosen musikalischen Rausch der Töne im fast voll besetzten Saal der Nibelungenhalle.
 
Auch als Sänger bewies sich Ernie Hammes bei dem Erfolgstitel „I’ve got you under my skin“. Nicht nur mit Duke Ellingtons Swing-Nummer „Caravan“, ausgelassen und flexibel in der Dynamik in allen Lage, war eine atemberaubende Stimmung zu spüren. Eine brillante Darbietung ging mit schließlich zwei Zugaben zu Ende.
 
© Bergsträßer Anzeiger 20.11.2018

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